Der Weg zwischen der Fremde und dem Vertrauten ist lang und mühevoll. Er repräsentiert aber damit nachgerade das ganze Programm der Moderne. Sich dem Unbekannten mit neugierigem Blick zuzuwenden, es ohne vorgegebene Bewertungen mit Interesse zu untersuchen und das Fremde durch Vertrautmachen zu überwinden, um sich die Wirklichkeit zu erschließen – das ist im Kern die Aufgabenstellung der Aufklärung. Es ist dabei eine besondere Fähigkeit und Leistung der bildenden Kunst, die Dinge aus der Dunkelheit hinüber, mit Empathie und Verständnis ins Licht zu tragen und sich vertraut zu machen. Im gegenständlichen Kunstwerk sehen wir das Ergebnis einer intensiven Auseinandersetzung mit etwas zuvor Fremden, welches nun verständlich durchdrungen vertraut erscheinen kann. So wagen wir den Blick und sehen genauer hin.

Der Künstlersonderbund in Deutschland 1990 - Realismus der Gegenwart e.V. veranschaulicht dies mit seiner überzeugenden Ausstellung fremd - vertraut in einer Zeit, die zunehmend geprägt ist von einem erstarkendem Empfinden von Fremdheit.

Zu Gast im Kunstbezirk Stuttgart sind bis zum 5. Januar 2020 Kunstwerke von über 60 Künstlerinnen und Künstlern. In unterschiedlichen Techniken und Genres präsentieren sie ihre Sicht auf Fremdes und Vertrautes und zeigen was sie eint: den ganz unverstellten individuellen Blick auf die Realität.

So gewährt diese Ausstellung mit ihren einfühlsamen und ausdrucksstarken Werken auf hohem Niveau einen faszinierenden Blick auf die Vielfalt des Realismus der Gegenwart und lohnt einen Besuch.