Stipendiaten der Kunststiftung Baden-Württemberg stellen aus

8 Freunde

In Stuttgart präsentierten acht Künstlerinnen und Künstler in einer Ausstellung im Kunstbezirk erstmals gemeinsam ihre Arbeiten.

Die künstlerischen Interventionen im Ausstellungsraum fanden einerseits in physisch konkretem Sinn statt, wie bei Martin Pfeifle,der in der Formensprache der Minimal Art durch ortsbezogene Installationen den Raum besetzt und umdeutet.

Anders der konzeptionelle Ansatz bei Andrea Büttner, die durch Sound, einen Wasserbecher und Ballons an der Decke die Selbstverständlichkeit der Ausstellung und des Kunstwerks in Frage stellt.

Demgegenüber stehen wiederum die Objekte von Anna Kolodziejska, die aus dem Alltag entfremdet wurden und nur in einem musealen Bezugsrahmen funktionieren können. "Entfunktionalisiert" und durch kleine Eingriffe verändert entfalten sie ihre Wirkung nur im Kontext des „White Cube“.

Auch Martina Sauter bringt – indem sie banale Gegenstände auf filmische Weise arrangiert – in ihren Fotografien die Poesie des Alltäglichen zum Vorschein. Eine Mauer, ein Vorhang oder ein Topf mit schwebendem Deckel werden bei der Künstlerin mit einer berstenden Spannung aufgeladen.

Manuel Graf präsentiert in der Ausstellung von ihm eigens angefertigte Schuhe. Die ungewöhnliche Formgebung und die Präsentation in der Ausstellung lassen auch hier die Gebrauchsfunktion des Gegenstandes in den Hintergrund treten. In seinen Videos hingegen geht er mit Konzepten wie Vergangenheit, Zukunft oder Wahrheit fast gegenständlich um.


Sowohl
Mia Baileys als auch Tanja Goetzmanns geschaffene Bildwelten sind darauf angelegt, beim Betrachter zu einer Verschiebung der Wahrnehmung zu führen. In den von Mia Bailey aus monochromen Farbflächen konstruierten Bildräumen ihrer Videos, die an die Hard Edge Malerei der 60er Jahre in Amerika erinnert, versucht die Künstlerin eine veränderte Realität zu erschaffen. Mit der Technik der Collage, durch an die Wand montierte präzise konstruierte Buchstaben, bei denen es sich um Textfragmente aus Gedichten, Liedern oder Romanen handelt, erweitert Tanja Goetzmann den Raum auf architektonischer und inhaltlicher Ebene.

Auch Lutz Fezer verwendet unter anderem Text, um die Bedeutungsebene von Bildern zu verändern. Durch Stanzungen, Perforierungen, Schnitte und aufgesprayte Farbe greift er in ein bestehendes Bild ein, dekonstruiert es und schafft raffinierte Collagen.

Eröffnung war am 21. Oktober 2010 um 19.30 Uhr.

Es sprachen Dr. Peter Hoffmann, 1. Vorsitzender des Förderkreises Bildender Künstler Württemberg e.V., Dr. Nils Schmid MdL, Kuratoriumsvorsitzender der Kunststiftung Baden-Württemberg, und Maria Dis, Leiterin des Kunstklubs der Staatsgalerie Stuttgart.

Ab 20.30 Uhr spielte das Steffen Weber Trio mit Steffen Weber (Saxophon, Stipendiat 2009), Matthias Debus (Kontrabass) und Axel Pape (Schlagzeug).

Dauer der Ausstellung war vom:

21. Oktober 2010 – 03. Dezember 2010



Frau DIS erläuterte trefflich

Im KUNSTBEZIRK

All my favourite Artists“ das sind für die Kunststiftung im Jahr 2009 die Stipendiatinnen und Stipendiaten Mia Bailey, Andrea Büttner, Lutz Fezer, Tanja Goetzmann, Manuel Graf, Anna Kolodziejska, Martin Pfeifle und Martina Sauter gewesen.

Der Titel der Ausstellung ist einer künstlerischen Arbeit Andrea Büttners entlehnt. Es ist ein Holzschnitt dessen vollständiger Text lautet:„All my favourite Artists had Problems with alcohol“. Es darf spekuliert werden, welche Künstler gemeint sind.


Tiger im Anflug

Tiger gehen an die Decke

Andrea Büttner, 1972 in Stuttgart geboren, ist auch Kunsttheoretikerin. Sie hat Kunstgeschichte, Philosophie und Bildende Kunst in Stuttgart, Tübingen und Berlin studiert und wurde mit einer Dissertation zum Thema „Scham als ästhetisches Gefühl“ promoviert. Heute lebt die Künstlerin in London. Andrea Büttner ist Konzeptkünstlerin. Zwei der hier von ihr präsentierten Arbeiten gehören zu einer Serie mit dem Titel „Fallen-Lassen“. Ausgangspunkt der Arbeiten war eine Aussage des bekannten Künstlers Dieter Roth, die lautet „ich möchte das Werk Fallen lassen“. Dazu hat Andrea Büttner 16 befreundete Künstlerinnen und Künstler um Vorschläge gebeten, wie man diese Aussage Dieter Roths künstlerisch umsetzen könne. Hat sie bei der Hausausstellung in der Kunststiftung Anfang des Jahres einige der Ergebnisse der Instruktionen befreundeter Künstler ausgestellt, macht sie hier selbst Vorschläge. Den meisten werden die Tigerballons an der Decke aufgefallen sein. Sie werden im Laufe der 6 Wochen der Ausstellung von der Decke langsam zum Boden heruntergleiten. Auch wenn Andrea Büttner heute leider nicht physisch anwesend ist, kann man sie in der Ausstellung über eine Soundarbeit hören. In dem Soundpiece Corita Reading von 2007, liest die Künstlerin Texte der amerikanischen Ordenschwester Corita Kent. Corita Kent hat während ihrer Jahre als Nonne Kunstgeschichte, Kunst und Design studiert. 1968 hat sie sich dann von ihrem Ordensleben verabschiedet, um sich vollständig der Kunst zu widmen. Sie starb 1986 an Krebs. Andrea Büttner liest nun Corita Kents Werke. Als bildende Künstlerin hat Corita Kent Texte, die sich mit Spiritualität, Glaube, Liebe und der alltäglichen Begegnung mit Gott beschäftigen in ihre druckgrafischen Arbeiten eingebunden. Andrea Büttner hat diese Texte gesammelt und sie vom geschriebenen, illustrierten Wort zum gesprochenen Wort transferiert, ihnen eine neue Form gegeben und sich diese Worte der Künstlerin Corita Kent damit angeeignet.


Bucklig Männlein

Text über Eck

Mit der Aneignung von Text beschäftig sich auch Tanja Goetzmann, aber auf eine ganz andere Weise: Der Schriftzug an der Wand gibt den Text des Buckligen Männleins wieder. Es ist ein Gedicht über einen sonderbaren Kauz, der den Krug zerbricht, das Spinnrad anhält und den Brei wegisst - der Inbegriff des Unglücks. In der Literatur finden wir den Text als Gedicht, als Volkslied, oft illustriert und meistens für Kinder aufbereitet. Clemens Brentano hat den Text in „des Knaben Wunderhorn“ um 1806 niedergeschrieben. Auch in der Literatur des 20. Jahrhunderts tritt es immer wieder in Erscheinung, z.B. bei Thomas Mann, aber auch in Walter Benjamins „Berliner Kindheit um neuzehnhundert“. Dort wurde es von Tanja Goetzmann wiederentdeckt und hier in ihrer künstlerischen Arbeit verwendet. Tanja Goetzmann ist 1972 in Heidelberg geboren, sie lebt und arbeitet in Karlsruhe. Hier präsentiert sie ein Schriftband-Ornament. Die Buchstaben wirken bildhaft und sind einer Typografie des Bauhaus- Schülers Kurt Kranz nachempfunden. Die Buchstaben besitzen eine räumliche Dimension, als wären sie der Wand eingeschrieben oder aufgesetzt. Tanja Goetzmann seziert Zeitungen und setzt die Einzelteile neu zusammen. Papier, vor allem Zeitungspapier ist ihr Medium. Die Zeitung, als Dokumentation der uns umgebenden Gegenwart, wird seziert und zu einem neuen „Sprach-Bild“ zusammengeführt. Tanja Goetzmann nähert sich über das Medium der inhaltlichen Ebene der Sprache. Die Gewichtung bleibt hierbei ausgewogen und der Betrachter wird mit den Dimensionen der Erinnerung und Gegenwärtigkeit, der Geschichte und des erlebten Moments konfrontiert. Präzise, in detailgenauer Konstruktion werden die Buchstaben wie Bausteine nebeneinander platziert. Bild und Sprache ergänzen sich montageartig zu einer Einheit innerhalb der schon vorhandenen Architektur. Ein minimaler Eingriff, der eine neue inhaltliche Ebene einfügt.


Veränderter Raum

Gut gelaunte Damen vor Pfeifle

Auch bei Martin Pfeifle spielt die Architektur als Ausgangspunkt seiner Arbeit eine wesentliche Rolle. Der 1975 in Stuttgart geborene und heute in Düsseldorf lebende Künstler verändert den Raum durch einen physisch für den Betrachter direkt nachzuempfindenden Eingriff. Er hat eine Skulptur geschaffen, die der Raum ihm vorgegeben hat. Eine Intervention, in Anlehnung an die Architektur. Die Auseinandersetzung mit Materialität, Oberfläche, Leere und Volumen sind wesentliche Bestandteile seiner Arbeit. Der Raum, der Martin Pfeifle interessiert, ist der erlebbare Raum, der Ort, an dem er und der Betrachter sich befinden. Auf der einen Seite stehen Reichweite, Höhe, Umfang, Dichte, also Begriffe aus der Physik, auf der anderen Seite aber auch, und das vor allem – Fragen nach der Wahrnehmung des Betrachters: Wie gehe ich als Betrachter mit einem Objekt um, das ich mit dem eingeschränkten Gesichtsfeld nicht fassen kann? Welche Erinnerungen für räumliches Empfinden rufe ich ab und welche unmittelbare Perzeption wird vom Objekt gefordert? Martin Pfeifle versetzt den Raum und den Betrachter physisch in einen neuen Zustand. Er schafft Raumskulpturen, die Zitate der Architektur und des Ortes sind. Der Raum gibt etwas vor, der Künstler reagiert und schafft daraus eine eigenständige, selbstreferentielle Skulptur, die den Betrachter herausfordert, ihn einbindet und auf Distanz hält.


Grosses Kino an der Wand

Manipulierte Wirklichkeit

Eine Erweiterung des Raumbegriffs auf einer ganz anderen Ebene sehen wir bei der Künstlerin Martina Sauter. Die 1974 in Konstanz geborene Fotografin lebt heute ebenfalls in Düsseldorf. Sie sammelt Filmstills im Fernsehen, oft von bekannten Filmregisseuren wie David Lynch oder AlfredHitchcock. Dabei legt sie bei der Auswahl der Filmausschnitte die Gewichtung nicht auf Schlüsselmomente der Handlung, die emotionsbezogen sind, sondern vielmehr auf räumlich transitorische Situationen: eine Tür, die sich öffnet, ein Protagonist, der auftritt. In ihrem Atelier erweitert sie diese Filmwirklichkeit, indem sie den Ausschnitt um einen erdachten, illusionistischen Raum erweitert. Diesen baut sie real nach, fotografiert ihn ab und fügt ihn mit dem Filmausschnitt zu einer neuen räumlichen Kulisse zusammen. Somit wird der fiktive Fortgang des Films umgeleitet und dieser durch zugefügte Objekt aus dem Umfeld der Künstlerin ergänzt.

Die Fiktion des Raums fasziniert Martina Sauter: geschaffene, pseudoreale Bildwelten. Im Film wird die uns umgebende Wirklichkeit simuliert und so nah an der Realität nachgestellt, dass der Betrachter – gebannt durch die Handlung – die Details nicht beachtet. Gerade um diese räumlichen Details geht es aber der Künstlerin. Sie verknüpft die fiktive Wirklichkeit der Filme mit ihrer eigenen neu erschaffenen Bildwelt und manipuliert somit die bereits zuvor manipulierte Wirklichkeit der Bilder. Der Film als Bewegtbild mit einer zeitlichen Dimension wird angehalten, bildlich gebrochen und neu montiert, zu einer durch lineare Formen und Farbflächen reduzierten Bildwelt, die eher eine Erinnerung an einen Raum darstellt, als ihn selbst. Die Komposition ist immer bewusst gesetzt und lässt nur durch den Titel eine Referenz zum ursprünglichen Film erahnen.


Fliegende Deckel

Topf ganz anders

Bei Anna Kolodziejska spielen Komposition und subjektive Erinnerungen eine wesentliche Rolle. Anna Kolodziejska wurde 1976 in Polen geboren und lebt heute in Karlsruhe. Ihre Objekte kommen dem Betrachter sehr vertraut vor. Es sind Bettlacken, Koffer, Stoffe und Töpfe, die wir hier in der Ausstellung sehen: auf den ersten Blick vertraute Gegenstände. Anna Kolodziejska schafft es, dass vertraute Dinge, ohne dass sie diese verändert, zunächst eine Irritation beim Betrachters hervorrufen: Ein Topf mit einem fliegenden Deckel oder ein Laken, in das man hineinsteigen kann. Man könnte von einer Art Abstrahierung und Verfremdung der Gegenstände durch ihre Kontextualisierung im Ausstellungsraum sprechen. Jeder Gegenstand ist bewusst gesetzt.

Wer würde annehmen, dass ein Zweig mit einem Blatt eine Wand füllen kann? Er kann es. Anna Kolodziejska zeigt uns, wie es geht. Die Objekte treten in Dialog mit dem umgeben Raum und mit sich selbst. Oft bestehen die Objekte aus zwei Teilen, ein Topf mit seinem Deckel, ein Zweig mit seinem Blatt. Durch ihre Positionierung treten die Einzelelemente miteinander in eigentümliche Beziehung. Ein minimaler Abstand zwischen Blatt und Zweig definiert die Wandfläche an der sie hängen, das gleiche geschieht beim Topf mit der räumlichen Situation. Anna Kolodziejska taktet, setzt Fläche und Raum. Dabei bleibt sie nicht in der formalen Ebene stehen, sondern gibt dem Betrachter mit Titeln wie „Swimmingpool“ oder „Großer Wagen“ Assoziationsmöglichkeiten an die Hand. Anhand der Gegenstände werden Geschichten wachgerufen. Das Objekt wird zum Auslöser von Erinnerungen und Erzählung. Wie der deutsche Schriftsteller W. G. Sebald anhand von dokumentarischem Material, Geschichten seiner fiktiven Protagonisten erzählt, stellt die Künstlerin hier Objekte als poetische Impulse in den Ausstellungskontext. Der Betrachter ist herausgefordert die Objekte einzuordnen. Bewusst wählt sie Stoffe und Gegenstände, die im Haushalt im täglichen Gebrauch sind. Koffer, Laken, Töpfe, Decken etc. Sie lässt Assoziationswege offen und spielt mit dem gesellschaftlichen Konsens bezüglich der Verwendung dieser Dinge. Der White Cube wird zum Schutzraum der Objekte und zur Herausforderung des Betrachters.



Der Betrachter muss sich anstrengen

Crossover von Filmplakaten

An der großen Wand im hinteren Ausstellungsbereich hängen unterschiedliche, hauptsächlich grafische Arbeiten von Lutz Fezer. Lutz Fezer wurde 1973 in Stuttgart geboren, er lebt und arbeitet in Karlsruhe. Auf den ersten Blick sind die Collagen, Poster und Zeichnungen nicht einfach einzuordnen. Wir betrachten an der Wand ein Filmposter des Films „Weiße Hochzeit“ mit Vanessa Paradis als überlebensgroße Frauenfigur darauf, wir finden Autogrammkarten von Angela Merkel, Frank-Walter Steinmeyer und diversen anderen Politikern übereinandergeschichtet, dann wiederum hängt ein Nitrodruck auf Seide mit einem Portrait von Gustav Landauer daneben, einem der Vordenker und Theoretiker des anarchistischen Sozialismus. Überhaupt ist Lutz Fezers Ansatz ein politischer. Verweise auf politische Agitatoren, gesellschaftliche Missstände und Systemkritik sind in fast jeder seiner Arbeiten versteckt. Eine kleinformatige Collage zeigt z.B. die Arbeitersiedlung von Ludlow in Colorado. Dort wurde 1913 ein Aufstand der Bergarbeiter blutig niedergeschlagen. Das Unternehmen hatte es geschafft, die Bergarbeiter in eine komplette Abhängigkeit zu treiben. Sie mussten in firmeninternen Wohnungen hausen, die Miete wurde vom Lohn abgezogen. Teilweise hatten sie sogar eine interne Währung, die man nur innerhalb des Geländes des Bergwerks ausgeben konnte. Solche Anklänge sind in jeder Collage oder Zeichnung von Lutz Fezer zu finden. Der Künstler sucht nicht den leichten Weg, um seine Inhalte zu vermitteln, der Besucher muss nachfragen und nachforschen. Der Betrachter wird feststellen, dass die Textzitate in den Arbeiten z.T. vom Künstler selbst stammen, z.T. Songtexten und politischen Manifesten entlehnt sind. Verschränkungen und Verschachtelungen dieser intellektuellen Art sind für Lutz Fezers Kunst sehr wesentlich. Schnell spannt er den Bogen von der Hollywood-Schauspielerin Christina Ricci, über das Washington-Monument zu Angela Merkel. Der Betrachter muss sich anstrengen.


Absurdpoetische Kammerspiele

Germany und Ending

Die beiden Monitore vorne gehören zu einer Serie von Arbeiten mit dem Titel „Area studies“ der Künstlerin Mia Bailey. Mia Bailey wurde 1975 in Bangkok geboren und lebt heute in Basel. Die beiden Videos „Germany“ und „Ending“ entstanden im diesem Jahr. Ending ist eine Kooperationsarbeit mit Manuel Frattini, einem Künstler, den Mia Bailey im Paris bei einem Stipendienaufenthalt kennen gelernt hat. Ending zeigt einen Mann in einer bunten Spielzeuglandschaft. Eine Frauenstimme dominiert die Situation, sie erzählt von einer Katastrophe, einer apokalyptischen Szenerie. Der Mann weint. Im Video „Germany“ lesen zwei Männer abwechselnd Wortlisten. Ein Deutscher liest eine Liste von Produkten, die man in deutschen Supermärkten erhält, ein Australier antwortet mit Begriffen aus einem Hegellexikon. Beide sitzen sich gegenüber an einem Tisch. Die Situation ist ruhig, die Kameraperspektive ist fixiert, frontal mit einer Standkamera gefilmt. Mia Bailey wählt bewusst die kastenförmigen Monitore für die Präsentation, es sind kleine Guckkästen. Man hat das Gefühl, das Bild ist auf die Tiefe des Monitors angepasst. Sind die Farben in „Germany“ reduziert, kommen einem die Farben bei „Ending“ bunt und kulissenartig vor – Assoziationen zum Theater und der Performance werden wachgerufen. Durch formale Brüche werden zudem beim film- und videogeübten Auge des Betrachters Irritationen geweckt. Erzählte Zeit und erlebte Zeit sind identisch. Handlung und Geschehen treten gegenüber der Form und Konstruktion in den Hintergrund. Damit rückt die Künstlerin mit ihren Arbeiten in die Nähe des Mediums Malerei und der Performance.


Wundertüte der Animationstechnik

Architekturmodell und Schallplattenspieler

Der zweite Videokünstler des Stipendienjahrgangs 2009 ist Manuel Graf. Manuel Graf wurde 1978 in Bühl geboren, er lebt und arbeitet in Düsseldorf. In seinen animierten Videos schafft er es, naturwissenschaftliche und historische Inhalte über Architektur, Kunst, Design, sowie grundlegende theoretische Modelle und einen ernsthaften Diskurs über Handwerk und Tradition, Technik und Zukunft mit Leichtigkeit zu vermitteln. Dazu verbindet er den theoretischen Inhalt mit spielerischen Elementen, z. B ein Architekturmodell, das sich auf einem Schallplattenspieler dreht. In seinen Videos unterlegt er die Animationen mit Popsongs von Coldplay oder Schlagern von Udo Jürgens. Der Betrachter wippt fröhlich mit, während Funktionsbauten der Antike denen unserer Gegenwart gegenübergestellt werden. Ein besonderes Interesse gilt bei Manuel Graf dem Handwerk. Seit neuestem fertigt er Teeservice und Schuhe an. Diese werden oftmals auch in Performances als Gebrauchsgegenstand genutzt.

Text: Maria Dis, es gilt das gesprochene Wort.