Vom 21. Februar bis zum 16. März 2013

Neue Kunst im Bezirk.

Wie im vergangenen Jahr stehen auch dieses Mal wieder drei Künstler im Scheinwerferlicht der Winterausstellung im KUNSTBEZIRK!

Dieter Göltenboth

Dieter Göltenboth wurde 1933 in Eybach/Württemberg geboren. Im Jahr 1957 schloss er sein Studium an der Kunstakademie Stuttgart bei den Professoren H. Neuner und Willy Baumeister ab. Neben zahlreichen weiteren Tätigkeiten war er bis 1997 Kunsterzieher am Fanny-Leicht-Gymnasium in Stuttgart-Vaihingen (www.fanny-leicht.de).

Einen ersten Eindruck von den Werken von Dieter Göltenboth finden Sie hier:

www.dieter-goeltenboth.de

Rolf Herkner

Rolf Herkner wurde 1937 in Stuttgart geboren und ist seit 1967 als freier Fotograf tätig. Er hat zahllose Aufträge von Werbeagenturen erhalten, wobei die Art-Direktoren jeweils seine Experimentierfreude schätzten.

Einen ersten Eindruck von den Arbeiten von Rolf Herkner finden Sie hier:

www.herkner-photodesign.de

Maria Grazia Sacchitelli

Geboren in Mola di Bari, Italien, schloss Maria Grazia Sacchitelli im Jahr 1991 erfolgreich ein Studium der Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart ab. Seit dieser Zeit ist sie als freischaffende Künstlerin tätig.

Über ihre Arbeit sagt Maria Grazia Sacchitelli:

„Was auf den ersten Blick unbedeutend und beiläufig erscheint, ruft bei näherem Hinsehen Irritationen hervor und regt an, über Seh- und Denkgewohnheiten zu reflektieren. Es sind oft nur minimale Eingriffe in die gewohnten Verhältnisse, die es mir ermöglichen, den Blick auf die verborgenen Aspekte der Realität zu verlagern.“

Einen ersten Eindruck über die Arbeiten von Maria Grazia Sacchitelli finden Sie hier:

www.maria-grazia-sacchitelli.de

Eröffnung und Dauer der Ausstellung

 

Die Ausstellung wurde am 21. Februar 2013 eröffnet und läuft bis zum 16.03.2013.

Die Ausstellung ist dienstags bis samstags jeweils von 15 bis 19 Uhr geöffnet. Außer an Feiertagen.

ACHTUNG – SONDERÖFFNUNGSZEIT

Frau Stoerl Strienz und Herr Kettel begrüßen die Gäste

Im Rahmen der Langen Nacht der Museen (www.lange-nacht.de) am Samstag, den 16.03.2013 ist geöffnet von 19 bis 2 Uhr früh.

Während dieser Zeit beantwortet Fragen zur ausgestellten Kunst unser „art scout“ Marcus Kettel. 

 

Nachstehend geben wir den Inhalt der Einführung von M. Kettel in das Werk der ausgestellten Künstler wieder:

 

"Ebenso wie im letzten Jahr, werden in dieser Ausstellung wieder drei individuelle künstlerischen Positionen genauer beleuchtet, wobei in diesem Jahr nicht nur die Malerei, sondern auch die Medien Fotografie, Skulptur, Wand- und Rauminstalation zur Geltung kommen. Dabei werden von den teilnehmenden Künstlern nicht nur deren eigentliche Funktion sondern auch die Möglichkeiten und Grenzen des jeweiligen Mediums bis in extreme Bereiche hinein ausgelotet.

 

Auf den ersten Blick, erscheinen uns die drei künstlerischen Positionen, vor allem durch die unterschiedliche Materialität und die verschiedenen Ausdrucksmedien doch sehr different:

 

Energetisch-leuchtende Farbe in abstrakt-expressiver Form ornamentaler Strukturen in den Fotodrucken von Rolf Herkner in diesem hinteren Teil des KUNSTBEZIKKS, Materialforschungsarbeiten in Form und Farbe, wobei diese mit Latexmaterial gemischt wird, bei Maria Grazia Sacchitelli im vorderen Bereich und collagenartig zusammengestellte Materialbilder, Grafiken, Skulpturen und Installationen aus Dieter Göltenboths Schaffenszyklus, im gesamten gegenüberliegende Teil des KUNSTBEZIRKS.

 

Diese Mal, bildet also die Erforschung der Ästhetik des Materials, den gemeinsamen Nenner unter den Künstlern: die Möglichkeiten der jeweils verwendeten, unterschiedlichsten künstlerischen Mitteln, sowie das Einwirkungs- und Abhängigkeitsverhältnis von Grundlagenbedingung, von äußerlicher Form und transportiertem Inhalt, werden intensiv erforscht, wobei der Produktionsprozess selbst bei allen ein ganz wichtiger Aspekt der künstlerischen Arbeit ist.

 

Das Spektrum zwischen Rolf Herkners fotografischer Dimension, aus grell erstrahlenden und digital bearbeiteten Kompositionen des materialisierten Lichts, basierend auf früheren Fotografien als Ausgangsmaterial, sorgt im Zusammenspiel mit der chemischen Dimension des künstlerischen Mittels Farbe im Zusammenfluss mit dessen formender Trägersubstanz bei Maria Grazia Sacchitelli, für die elementare Grundlagenspannung auf dieser Seite des KUNSTBEZIRKS.

 

Diese beiden Veranschaulichungen von sich unterschiedlich formender Substanz an sich, als Bedingungen der jeweiligen Ästhetik, korrespondieren mit Dieter Göltenboths Lebenswerk in Form einer raumgreifenden Installation, das von der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts bis heute reicht, wobei hier spezielle Substanzen und Materialkräfte aus seinem Oevre in Form von Bildern, Plastiken und Installationen elementar und metaphorisch zu einem organischen Großraum-Arrangements zusammengestellt wurden. Ich würde seine Arbeiten innerhalb der natürlichen, universellen oder metaphorischen Dimension einordnen.

 

Im Folgenden möchte ich nun alle drei hier vertretenen Künstler vorstellen und ihre jeweilige künstlerische Position inhaltlich und vor allem unter dem Begriff der Stofflichkeit kurz genauer beleuchten.

 


Maria Grazia Sacchitelli:

 

Maria Grazia Sacchitelli studierte von 1980 bis 1983 Literatur und Kunstgeschichte an der Universität Mailand und von 1985 bis 1991 Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Seit dieser Zeit ist, sie als Freischaffende Künstlerin tätig, hatte etliche Einzelausstellungen und nahm an vielen Gruppenausstellungen, z. B. im WKV, im Künstlerhaus Stuttgart und Bähnwärterhaus Esslingen sowie teil.

 

Zentrales Thema ihrer künstlerischen Arbeit ist sowohl die Auseinandersetzung mit den gewohnten Standards der klassischen Produktion in der Bildenden Kunst, deren Grenzen sie auslotet und in ihren arbeiten stets erweitert, als auch die Untersuchung der Bedingungen der menschlichen Wahrnehmung, wobei sie die Ambivalenzen und Paradoxien unserer gewohnten Raster und Koordinaten besonders interessieren.

 

Mit ihrem speziellen Einsatz der künstlerischen Mitteln hat sie diese des Öfteren aus den Angeln gehoben und anschließend in ein neues Verhältnis zueinander gesetzt, um uns tiefere Einblicke in bestehende Zusammenhänge zu ermöglichen.

 

Dabei bewegt sie sich, abgestimmt auf das Themengebiet in dem sie gerade forscht, in den unterschiedlichsten Medien Zeichnung, Installation, Intervention, Plastik, Video, Fotografie und Film.

 

Gewohnte Konventionen werden durch sie in poetischer Art und Weise in Frage gestellt, wobei sie hier einige Arbeiten aus ihrem offen angelegten Projekt mit dem Titel “Confluence related” aus den Jahren 2012 und 2013 zeigt.


Maria Grazia Sacchitelli ist eine “Tiefenforscherin der Farbe” par Excellence, denn sie erweitert ihren Erkenntnisdrang über den gewöhnlichen Gebrauch hinaus in die Materialität hinein. Im Laufe dieser intensiven Auseinandersetzung, kristallisierte sich für Sie die zentrale Frage heraus “wie sich Farbe als Material verselbständigen könne und auch ohne Träger in Erscheinung treten kann” (um die Künstlerin hier mit ihrem eigenen Worten zu zitieren).

 

In den hier gezeigten Arbeiten macht sie somit die reinen Farben zu autonomen Bildobjekten, indem Sie die Bedeutung der Leinwand als Bildträger relativiert, was auch Maler wie Jackson Pollock, Luigi Fontana oder aus der jüngeren Generartion Marcaccio, dessen “Paintants” Sie vielleicht in seiner Einzelausstellung im WKV Stuttgart im Jahre 2000 gesehen haben, faszinierte).

 

Nach vielen eigenen Experimenten fand sie –inspiriert auch durch die Arbeiten von Lynda Benglis - eine latexbasierte Giessmasse, die nach dem Mischen mit Farbe noch elastisch bleibt.

 

So begegnet der Künstlerin bei diesen Arbeiten die Viskositäts- Eigenschaft des Materials, was durch unterschiedlich stark eingefärbte und ineinanderfließende Schichten zu neuen Farbüberlagerungen mit Gewinn an Plastizität, führte.

 

Dieses, durch die Künstlerin selbst erschaffene Phänomen einer zusätzlichen Dimension in der räumlichen Ausdehnungsmöglichkeit von Farbe (sie sehen es auch in der Erweiterung des Arrangements nach oben und auf dem Boden), führte bei Maria Grazia Sacchitelli im Laufe ihres Schaffens vom Interesse an der grundlegenden Auseinandersetzung mit dem Bildraum hin zur Auseinandersetzung mit dem physischen Raum an sich!

 

Wie Sie es hier vorne in den Arbeiten dargestellt sehen, ist es das ewige Spiel zwischen den Kräften, das Ausbalancieren des momentanen Gleichgewichts mittels Hängung, Faltung, Bespannung, Beschneidung, Verwicklung, Überlappung, Schichtung und deren Neuverbindung durch Klammern und Nadeln; das Ausloten zwischen Bestimmung und Zufall, zwischen Farbe und Raum, was die Künstlerin fasziniert und was sie uns auf beeindruckende Art und Weise mit der Serie “Confluence related” veranschaulicht (was soviel bedeutet wie das Verhältnis von Zusammenfliessen und Zusammenhängen neu auszutarieren).

 

Durch die zusätzliche Verwendung von Alltagsgegenständen und Bauelementen, hebt sie diesen besonders deutlich hervor, wobei Aspekte wie “Bewegung, Balance und Spannung” dabei in den Vordergrund treten.

 

Ganz wichtig ist für die Künstlerin, dass die Beziehung der Elemente untereinander während der gesamten Ausstellungsdauer den Anschein haben, veränderlich zu bleiben.

 

Mit dieser wunderbaren Verschmelzung von Farbe und Form, von Inhalt und Abbildungsebene, eröffnet Sie uns sowohl konzeptuell, als auch äußerst sinnlich neuen Erkenntnisraum, um über unsere geltenden Kunst-Standards neu nachdenken zu können.

 

Aktuellste Standards unserer technisch erzeugten Bilderwilderwelt befragt auch Rolf Herkner mit seinen Fotoexperimenten.

 

 

 Rolf Herkner:

 

 Rolf Herkner absolvierte von 1951 bis 1954 eine Fotografenlehre und arbeitete später als Kameraassistent beim Dokumentarfilm. Schon früh faszinierte ihn die experimentelle und abstrakte Fotografie eines Heinz Hajek-Halke.


Außer beim VBKW ist er Mitglied im Bund freischaffender Fotodesigner und in der Deutschen Gesellschaft für Photographie und hat u.a. in mehreren Gruppenausstellungen so z. B. in der Galerie Keresztes in Nürnberg, im Württembergischen Kunstverein, der Deutschen Gesellschaft für Photographie in Köln und bei meheren Ausstellungen des Bunds Freier Fotodesigner teilgenommen; ebenso hatte er 2003 eine Einzelausstellung im Design Center Stuttgart.

 

Zentrales Thema von Rolf Herkner ist das experimentelle ausloten und ständige Forschen nach neuen Wegen, um die gewohnten Grenzen der Fotografie unter Gebrauch all ihrer innovativen und technischen Möglichkeiten, stehts immer wieder aufs Neue erweitern zu können.

 

Er hat also nicht nur Auftragsarbeiten am Puls der Zeit für Kampagnen aus der Mode- und Sachfatografie gemacht und fotografische Trends gesetzt, sondern wie es Prof. Kurt Weidmann zur Eröffnung von Herkners Einzelausstellung schilderte, “heute digital realisierbare Manipulationen optochemisch oder chemisch vorweggenommen und sehr oft Möglichkeiten entdeckt und praktiziert, die erst später ihre Verbreitung gefunden haben.

 

Auch ihn inspirierten zuallererst die experimentellen Verteter in der Malerei wie Jackson Pollock oder Lucio Fontana.

 

Rolf Herkner begann neben seiner Tätigkeit als Kamera-Assistent mit fotochemischen Experimenten, die bizarre Formen erzeugten, indem er vor der Belichtung chemische Lösungen auf unbelichtete Glasplatten spritzte, oder sauberes Glas mit Kerzenruss versah und einen Tropfen Terpentin darauf tropfen liess.

 

Seine Chemiegraphien entstanden zwischen 1955 und 1961. Später folgten dann von 1967 bis 1972 Serigraphien und Siebdrucke, danach folgten dann abstrakte Fotografien und Kompositionen mit polarisiertem Licht und Experimente mit Lichtreflexionen in strukturiertem Glas.

 

Letzteres gab Anlass für Aufträge bei großen Werbeagenturen, deren Arbeit er 2004 zu Gunsten der freien künstlerischen Arbeit aufgab und sein gesamtes Archiv digitalisierte, wobei er die Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung kennenlernte und sie bis heute intensive einsetzt.

 

Aus diesen “electronic Paintings” die zwischen 2011 und 2012 entstanden sind, sehen sie hier neun Arbeiten als fine art prints aus der Serie Transformation.

 

Wie allseits bekannt, kommt der Begriff Transformation aus dem Lateinischen Wort “Transformare” und bedeutet “Umformen” .

 

In ähnlicher Weise wie der bekannte Fotokünstler Thomas Ruff in seiner Serie “Substrat”, desillusioniert Rolf Herkner den Wahrheitsanspruch von Fotografie mit ihren eigenen illusionistischen Mittel.

 

Dabei geht er von vorhandenen Daten und Scans eigener Fotos aus und erzeugt durch Werkzeuge aus Bildbearbeitungsprogrammen mittels Bewegung einzigartige und unwiederrufbare, organische Kompositionen: strenge und konstruktive Bildmotive werden somit in wundervoll, geschwungene und flüssig wirkende Formen mit großer farbiger Leuchtkraft transformiert!

 

Ich möchte an dieser Stelle kurz den Medienphilosophen Florian Rötzer aus dem Band 129 des “Kunstforums International” mit dem Titel “Die Fotografische Dimension” zitieren, der in seinem Artikel “Die Technologische Dimension: digitale gegen analoge Fotografie” folgendes Transformations- Phänomen im Hinblick auf die Weiterentwicklung der technologischen Medien exemplarisch beschreibt:

 

“der Sprung vom analogen zum digitalen Bild ist der Ursprung vom Bildpunkt zum Bit, von einem speziellen, zu einem universalen Code, indem das Bild als visuelle Information verschwindet und zur beliebig umwandelbaren Information durch die Ausgabe an peripheren Geräten wird.”

 

Rolf Herkner ewürde ich hier im Vergleich zu einem seiner Vorbilder, Heinz Hajek Halke, als Alchimist des digitalen Zeitalters bezeichnen, denn für ihn ist das technisch generierte Abbild unserer Realität selbst zum Material geworden!

 

Besondere Kräfte erzeugt auch die an ein Gesamtkunstwerk erinnernde Installation von Dieter Gölthenboth in ihrer “Vermessung des Irrationalen” im anderen Teil des KUNSTBEZIRKS, wobei er die verwendeten Materialien aber nicht transzendieren möchte, sondern deren Erhabenheit und innenwohnende Kraft in ihrer ursprünglichen Naturbeschaffenheit zum Ausdruck bringt.

 

 

 Dieter Gölthenboth:

 

Dieter Göltenboth studierte von 1953 bis 1957 an der Kunstakademie Stuttgart bei den Professoren Neuner und Baumeister, ein paar Jahre später zusätzlich Kunsterziehung, was er auch am Gymnasium in Vaihingen und in Waldorfschulen in Stuttgart unterrichtete.

 

 Seit 1958 ist er freischaffend als Künstler tätig.


Sein bewegtes Leben kommt nicht nur durch seine facettenreiche und in den verwendeten Medien vielfältig angelegte Kunst zum Ausdruck, sondern wird auch durch seine vielen Auslandsaufenthalte und Reisen auf die Balearen und nach Afrika, deutlich.

 

 Seit 1963 hat er an etlichen Einzel- und Gruppenausstellungen teilgenommen u.a. auch im Württembergischen Kunstverein (damals mit Heinz E. Hirscher, dessen Assemblagen man hier im KUNSTBEZIRK letztes Jahr bei der Ausstellung “precious” bestaunen konnte), häufig in der Galerie Kolcynski und zuletzt in der Südwestbank, beides in Stuttgart.

 

Zwischen 1979 und 1997 hatte er zusätzlich verantwortliche Funktionen iunter anderem im Bundesverband Bildender Künstler sowie in der internationalen Gesellschaft der Bildenden Künstler inne.

 

Sieht und begeht man den gegenüberliegenden Teil des KUNSTBEZIRKS, so begegnen einem innerhalb seiner Großrauminstallation, Pastell und Acrylmalereien, Grafiken, Materialilder, Relieffs, Wandskulpturen, Readymades, Fotoarbeiten, ein Bilderständer sowie Bodenplastiken und ein kreisförmiges Bodenarrangement mit dem Titel “Stelle des Feuers”: das Ende des Festes”, das sowohl Assoziationen zur vulkanischen Urenergie weckt, als auch an das letzte Neujahrsfest erinnern soll, denn es besteht aus abgebrannten

 

 Utensilien der letzten Silvesterfeier, Lapilli-Steinen, einer zentral platzierten Holzkugel aus gedrechseltem Olivenholz - all dies unter der Überschrift: Dieter Göltrenboth “Maitre du désordre”, was übersetzt in etwa soviel wie “Herr über die Unordnung” bedeutet.

 

Durch zwei zweifarbige labyrinthartig verlaufene Bänder verbindet er einerseits die auf dem Boden stehenden Gegenstände zu einem Gesamtarrangement, symbolisiert aber andererseits auch metaphorische Grenzen die vom Betrachter der Kunstwerke überwunden werden sollen: für den Künstler stehen diese Abgrenzungsmarkierungen für die Beschneidung von lebendigem Energieaustausch zwischen den Menschen und Kulturen, ausgelöst durch Konventionen, Rituale, Regeln und Verbote im alltäglichen Leben.

 

 Bei diesem Gesamtarrangement mit alten und neuen Arbeiten aus seinem gesamten Schaffenszyklus kommen dem einen oder anderen Besucher sicher auch Assoziationen zu Künstlern wie Joseph Beuys mit seiner Verbindung von Kunst und Leben oder auch zum Arte-Povera Künstler Mario Merz in den Sinn.

 

 

Dieter Gölthenboth geht es aber bei den verwendeten Materialien in erster Linie darum, etwas über unsere existentiellen Bedingungen auszusagen und sie somit in metaphorischer Weise zu verwenden:

 

Dabei lösen gefundenen Gegenstände bei Ihm den Prozess des Bilder machens aus, wobei es ihm um eine Einordnung, Zuordnung und Standortbestimmung im Zyklus des Lebens geht, wie er es selbst in einem Interview beschreibt.

 

Vorstellungen vom Absoluten, Erotischen, Vernagelten, Verborgenen, Verhüllten, Verstellten, Verlassenen, Sinnlosen, Toten, Gequälten, Schweren, Gefangenen, Unwirklichen, Unbegreiflichen, Menschlichen sind genauso

 

Antriebsmotor seiner Arbeit wie die Dichotomien von Körper und Geist, Abhängigkeit und Freiheit, Lebendesign und Totsein sowie schließlich zwischem Menschschlichem und Unmenschlichem!

 

Rauhes, naturbelassenes Material mit seiner amphoren Oberflächenästhetik aus Fundstücken, Strandgut, Häute, Rosshaare, Dornen, Steine, Teer, Sand, Zement, Blech, angerostete Metallgitter, Erde, Blut, Puppenteile und weiße Farbe, findet man häufig in Göltenboths Materialbildern, denn sie verweisen ihn auf die Natur mit den Zeitspuren zwischen Geburt und Tod.

 

Durch diese Auseinandersetzung unter der Verwendung von reiner Materialität, nimmt er Bezug auf die Grundbedingungen unserer Existenz und versucht diese im wahrsten Sinne des Wortes “für uns Begreifbar” zu machen, denn seine Arbeiten dürfen auch angefasst werden.

 

Das hier arangierte Gesamtkunstwerk kann auch als großes Gleichnis für Werden und Vergehen angesehen werden, wodurch er letzten Endes auch die Unfassbarkeit einer jeglichen Existenz für uns alle wundervoll veranschaulicht.

 

Oder, um den Künstler hier selbst in seinen Worten zu zitieren: “Je rätselhafter mir die Welt erscheint, desto mehr bleibt mir das Bild als geeignete Metapher, um Aussagen über das Dasein zu machen”.

 

 

Viel Spass und einleuchtende Erkenntnisse wünsche ich Ihnen nun bei der eigenen “Vemessung des Irrationalen” in dieser Ausstellung!

 

 Wer dabei zusätzliche Unterstützung des “art scouts” in Anspruch nehmen möchte, kann dies gerne gleich jetzt tun oder am 16. März innerhalb der “Langen Nacht der Museen”.