Grenzland H: Körper, Raum, Musik
Im Tanz/Musiktheaterlabor Grenzland H erforschen die Tänzer/Choreographen
Renate Graziadei,
Zufit Simon
und
Eline Tan
zusammen mit den Komponisten
Mark Lorenz Kysela,
Alexander Grebtschenko,
Michael Maierhof
und
Steffen Moddrow
vom 15. bis 20. Februar im Kunstbezirk
die Verbindung zwischen Körper, Raum und Musik.
Tagsüber forschen sie und benutzen dazu als Assoziationsmaterial Handlungsanweisungen aus den Werken von Peter Handke. Abends präsentieren sie Ihre Forschungsergebnisse in Tanz/Musiktheaterveranstaltungen der Öffentlichkeit.
Der Malereiprofessor
Holger Bunk,
die chilenische Philosophin Mónica Alarcón
und die
Tanzjournalistin Leonore Welzin
vertiefen mit theoretischen Impulsen das Thema.
Hinzu kommt ein runder Tisch am späteren Abend, den die Tanzexpertin und Leiterin der Kunststiftung Baden-Württemberg,
Petra von Olschowski,
moderiert. Die Autorin, Filmemacherin und Performancekünstlerin
Rigoletti
führt durchs Programm.
Ein Tanz/Musiktheaterlabor im Kunstbezirk Stuttgart - Die Termine
Beginn der Experimente
Montag 15.02.2010
20:30 Eröffnung
Konzert: Elektrominibarklingeltöne - Stuttgart
Installation: C&C - Claudia Senoner - München
Erste Schritte
Dienstag 16.02.2010
20:30 h Das Labor tanzt!
Fortschritte
Mittwoch 17.02.2010
20:30 h Einzel - und Paarrecherche
Weitere Untersuchungen
Donnerstag 18.02.2010
20:30 h Das Labor tanzt weiter …
Anschließend Gespräch: Leonore Welzin spricht mit Rigoletti über
interdisziplinäres Arbeiten in Tanz und Theater
Erste Ergebnisse
Freitag 19.02.2010
21: 00 h
Performance X
Anschließend Vortrag: Die Umkehrung des Körpergedächtnisses im Tanz.
Eine tanzphilosophische Reflexion von Mónica Alarcón
Anschließend Runder Tisch
Weitere Ergebnisse
Samstag 20.02.2010
21:00 h
Performance Y
Anschließend Vortrag: Die Bühne der unerfüllten Wünsche
Holger Bunk spricht über Figur und Raum in seinen und anderen Bildern
Anschließend Runder Tisch
Der Hintergrund
Peter Handke hat den Ruf ein kinematographischer Autor zu sein.
Als Leser hat man leicht den Eindruck, man säße in einem Film, da Handke durch die Vorführung des äußeren Handelns das innerliche Erleben der Figuren darstellt:
„Nachdem er sich gesetzt hat, stellt er den nackten Fuß auf die Seitenleiste des Stuhls und schneidet sich die Fußnägel. Wir kennen die Geräusche. Er tut so, also ob wir nicht zuschauten. Er schneidet sich die Nägel, so langsam, so lange, bis es nicht mehr komisch wirkt. Als er endlich fertig ist, legt er die Schere auf die Knie. Nach einiger Zeit steht das Mündel auf und geht auf der Bühne umher, wie wir sehen, um die abgeschnittenen Nägel einzu-sammeln, in die hohle Hand. Auch er tut das so langsam, dass es gar nicht zum Lachen ist.“
(Das Mündel will Vormund sein, Peter Handke, 1968)
Experimente im Zeichen Peter Handkes
Bar, Kreditkarte, Scheck? „Pay as you can" stand auf dem Schild am Eingang des Kunstbezirks. Dahinter ein sonor schwingender Elektroton.
Die Tänzer Fabian Chyle und Claudia Senoner bewegten sich neben, über und unter weißen, mit Worten übersäten Kartonageplatten zu Klängen schwingender Elektrotöne.
In flexiblen, den Raum immer neu definierenden Installation von Adrian Silvestri kippten Körper oder balancierten in schrägsten Positionen, zuckten anfallsartig Muskeln oder verharrten in Schockstarre, schoben sich Köpfe unter Platten oder Beine die Wand hinauf.
Eine Woche lang war alles im Fluss im Kunstbezirk. Die Experimente im Tanz-/Musiktheaterlabor „Grenzland H" zu Peter Handkes Texten erforschten mit den Musikern die Verbindung von Körper, Raum und Musik. Tagsüber wurden Abläufe erarbeitet, abends wurden die Ergebnisse öffentlich präsentiert. An runden Tischen stellen sich zudem Kunst- und Theatermacher wie Bernhard Eusterschulte, Eva Hosemann, Hans Peter Jahn oder Jan Kopp dem Dialog.