2009: Diplom Freie Kunst im KUNSTBEZIRK

".... und wusstest du schon? Im KUNSTBEZIRK läuft eine tolle Ausstellung. Was soll ich nur zur Eröffnung anziehen?"

Die Absolventinnen und Absolventen des Diplomstudiengangs

 Bildende Kunst präsentierten ihre Abschlussarbeiten. 


Eröffnung war am 

Donnerstag, den 23. Juli 2009

20 Uhr 

im

 Kunstbezirk, Galerie im Gustav-Siegle-Haus Stuttgart,

 Leonhardsplatz 28, 70182 Stuttgart.


Die Ausstellung lief vom 24. Juli bis zum 18. August. Geöffnet war

 dienstags bis freitag von 15.00 bis 19.00 Uhr und sonnabends von

 14.00 bis 18.00 Uhr. Die Resonanz war hervorragend.

 


Es stellten aus: 

Daniel Beerstecher, 

Antje Booss, 

Jeong Soo Choi, 

Martina Geiger-Gerlach, 

Andreas Geisselhardt, 

Jasminka Mikec, 

Diana Moro,

 Lena Münch, 

Maikano Platte, 

Christoph Trendel


und weiter:


Joannas Knüpfereien

Joanna Tuzinkiewicz

Aus Kordeln und Drähten, Ketten und Schnürsenkeln knüpft Joanna Tuzinkiewicz ihre filigranen Raumplastiken.

Glasbücher mit Yi Sun

Yi Sun

Die Glasbücher von Yi Sun kann man nicht fotografieren - man muss sie haptisch vor Ort wahrnehmen und genießen

Matthes monumental

Robert Matthes

Die Gattung der klassischen Tafelmalerei kommt mit den monumentalen Gemälden von Robert Matthes zu ihrem Recht: düster-bunte Unterweltsfiktionen, belebt von surrealen Maschinen und bandagierten Leibern.

Glaser bemalt Beton

Reiko Glaser

Reiko Glaser überrascht mit poppig bemalten Betonobjekten für Wand und Boden, die dank des Lackanstrichs an Plastikschalen oder zerknautschte Tüten erinnern. Was das getäuschte Auge zunächst für Verpackungsmüll hält, gewinnt die steinerne Qualität der Dauer.

Medaillon mit Kalb

"Kalbsmedaillon" von Britta Marquardt,

Ein Augenschmeichler und ein Verweis auf den Fetisch-Charakter von Fleisch und Mode ist die Skulptur "Kalbsmedaillon" von Britta Marquardt, ein lebensgroßes, am gesamten Oberkörper mit goldenen Knöpfen übersätes Kunstharz-Kalb.

Jungmin Ryu in den Wolken

Collagen vom Feinsten

Eine Stadt wächst in die Wolken. Was Jungmin Ryu in ihrer Fotocollage zur babylonischen Megacity auftürmt, erinnert an eine Mischung aus mediterranem Ferienparadies und lateinamerikanischer Favela. Jedes einzelne der Häuser bleibt bis weit zum Gipfel des himmelhohen Stadtberges erstaunlich tiefenscharf. Da, wo man sonst die Baumgrenze vermuten würde, verstecken sich sogar noch eine Badebucht und ein idyllischer Yachthafen.

Die Presse ist angetan

Die grüne Wiese - immer dabei

 

Wegwerfobjekte für die Ewigkeit

Kunstbezirk: Diplomarbeiten von Studenten der Kunstakademie sind im Gustav-Siegle-Haus zu sehen. Von Georg Leisten


Eine Stadt wächst in die Wolken. Was Jungmin Ryu in ihrer Fotocollage zur babylonischen Megacity auftürmt, erinnert an eine Mischung aus mediterranem Ferienparadies und lateinamerikanischer Favela. Jedes einzelne der Häuser bleibt bis weit zum Gipfel des himmelhohen Stadtberges erstaunlich tiefenscharf. Da, wo man sonst die Baumgrenze vermuten würde, verstecken sich sogar noch eine Badebucht und ein idyllischer Yachthafen. Genaues Hingucken lohnt sich also in der Diplomausstellung der Stuttgarter Kunstakademie. Neben der zentralen Präsentation im Kunstbezirk im Gustav-Siegle-Haus zeigen diesmal auch der Raum für Urheber und der Self Service Open Art Space die studentischen Abschlussarbeiten vom Weißenhof.


Erzählerische Reaktionen auf Zeit- und Gesellschaftsthemen sind ebenso vertreten wie autonome Formspiele mit Fundstücken. Aus Kordeln und Drähten, Ketten und Schnürsenkeln knüpft etwa Joanna Tuzinkiewicz ihre filigranen Raumplastiken. Reiko Glaser überrascht mit poppig bemalten Betonobjekten für Wand und Boden, die dank des Lackanstrichs an Plastikschalen oder zerknautschte Tüten erinnern. Was das getäuschte Auge zunächst für schnöden Verpackungsmüll hält, bekommt die steinerne Qualität der Dauer. Auch Britta Marquardt griff auf die Ressourcen der Wegwerfgesellschaft zurück, indem sie für ihr geometrisches Materialbild Einkaufstaschen zu Streifen faltete, die wiederum Quadratfelder ausfüllen. Maikano Platte hat demgegenüber mit verformten Maskengesichtern den Neoexpressionismus wiederentdeckt.


Die Gattung der klassischen Tafelmalerei kommt nur mit den monumentalen Gemälden von Robert Matthes zu ihrem Recht: düster-bunte Unterweltsfiktionen, belebt von surrealen Maschinen und bandagierten Leibern. Beklemmenden Albträumen oder apokalyptischen Visionen gibt auch Lena Münch in ihren experimentellen Fotoinszenierungen einen Raum. Besonders suggestive Bilder hat Jasminka Mikec gefunden, wenn sie in einem hintergründigen Animationsfilm die kriegerischen Auseinandersetzungen im ehemaligen Jugoslawien aufarbeitet. Ein fliegendes Messer kratzt da ein Hakenkreuz in die Luft, um anschließend den ganzen Himmel aufzuschlitzen.


Andreas Geisselhardt hingegen erzählt in seiner Videoinstallation von der grotesken Odyssee eines Nachtschwärmers, der durch ein urbanes Rotlichtviertel robbt. Während sich Diana Moro mit Trickfilm, Zeichnungen und einer Pinnwand offenbar schrillen jugendlichen Subkulturen widmet, leisten Yi Suns gläserne Buchskulpturen den zunächst unauffälligsten, aber meditativsten Beitrag dieser Gruppenausstellung. - Stuttgarter Zeitung, 31. Juli 2009

 

 

Bilder einer Ausstellung

Sehen und Staunen
 

Ein höchst sehenswertes Gastspiel junger Künstler

 

Das meinen die Stuttgarter Nachrichten:

"Zwischen Kalbsmedaillons und süßen Illusionen

 

Von Marko Schacher

Schade, der "Rundgang 09" an der Kunstakademie ist vorbei. Doch wer junge, freche Kunst sehen will, muss nicht traurig sein. Die Absolventen des Studiengangs Freie Kunst zeigen ihre Diplomarbeiten bis zum 18. August (Di-Fr 15-19 Uhr, Sa 14-18 Uhr) im Kunstbezirk im Gustav-Siegle-Haus, im Self Service-Open Art Space und im GEZ-Raum für Urheber.

Wie man hört, soll es diesmal besonders viele Bestnoten geben. Eine davon wird sicherlich Daniel Beerstecher bekommen. Er ist mit einem aufklappbaren Camping-Rasen auf dem Laster zur Eröffnung der Biennale nach Venedig und weiter zur Adria gefahren, hat sich auf öffentlichen Parkplätzen im Liegestuhl gesonnt und im Zelt auf der Ladefläche geschlafen. Seine im Kunstbezirk präsentierte Dia-Show bekommt hier mindestens ebenso viele neidvolle Blicke wie sein "Campingplatz to Go" in Italien oder bei seiner Zwischenstation an der Kunstakademie.

Ein Augenschmeichler und ein Verweis auf den Fetisch-Charakter von Fleisch und Mode ist die Skulptur "Kalbsmedaillon" von Britta Marquardt, ein lebensgroßes, am gesamten Oberkörper mit goldenen Knöpfen übersätes Kunstharz-Kalb. Reiko Glaser überrascht durch die optische Leichtigkeit seiner an Styropor erinnernden Beton-Fragmente und das Wissen um ihre Schwere.

Viele Exponate appellieren an unseren Tastsinn - so die aus lose herumliegenden Fotos und Zeichnungen bestehende Installation "Jugend und System" von Diana Moro und die Fotografie und Keramik auf poetische Weise vereinenden Bücher aus Glas von Yi Sun. Den höchsten Arbeitsaufwand hatte wohl Jeong Soo Choi, der im Self Service-Open Art Space der Modeboutique Olympia Tausende von Tabletten und Kapseln als bunte, verführerische Blütenmuster auf die Wand geklebt hat. Wer sich dabei ertappt, mit seiner Zunge einmal an der Wand entlang schlecken zu wollen, ist auf die "Sweet Illusion", so der Titel, längt hereingefallen. Dass es sich hier um folgenschwere Medikamente handelt, wird von der Flower-Power-Aura der zum Dekorationsmuster werdenden Pillen verdeckt. Weiterhin dabei: Werke von Antje Boos, Martina Geiger-Gerlach, Andreas Geisselhardt, Robert Matthes, Jasminka Mikec, Lena Münch, Maikano Platte, Jungmin Ryu, Christoph Trendel und Joanna Tuzinkiewiccz."