Nach(T)barschaftGut

Bunt geht es zu
Feuerzauber der besonderen Art
Sternschnuppenkonkurrenz
Wirbelfeuer

 

Das Gustav-Siegle-Haus ist 100 Jahre alt geworden; das ganze Haus feiert und wir stellen aus und feiern mit.

Im Rahmen der Jubiläumsausstellung sind zu sehen Arbeiten von


Eröffnet wurde am Donnerstag, den 27. September 2012. HIER finden Sie eine schöne Beschreibung der Ausstellung.


Neben einer Beleuchtung des Hauses gab es dazu eine fantastische Feuershow mit Trommeln und schönen Männern und Frauen der Performance-Gruppe "Tanguda".

 

Marcus Kettel, Kulturwissenschaftler, führte in die Ausstellung ein.

Geöffnet ist dienstags bis samstags 15 - 19 Uhr, nicht an Feiertagen.

Die Ausstellung läuft bis zum 12. Januar 2013.



Hier Auszüge aus der Einführung von M.Kettel:

 

"Nachbarschaften gibt es gewöhnlich zwischen Sphären, Planeten, Kontinenten, Ländern, Städten, Bezirken, Häusern, Disziplinen, Themen und Personen.

 Auf persönlicher Ebene versteht man unter Nachbarn primär die in den angrenzenden oder nächstgelegenen Gebäuden bzw. Wohnungen wohnenden Personen.

 Wie in der Augustausgabe des Wissenschaftsmagazins GEO von Ute Eberle in ihrem Artikel "Guter Nachbar, Böser Nachbar - Die Psychologie der ungewollten Nähe" beschrieben, ist Nachbarschaft "soziologisch betrachtet ein seltsames Phänomen, denn Nachbarn sind Menschen, die wir uns zumeist nicht aussuchen und mit denen uns außer dem Zaun oder der Wohnungswand wenig verbindet. Die aber durch ihre schlichte Nähe Intimes von uns wissen. Nachbarn riechen, was wir kochen, sie hören worüber wir streiten und wie oft wir die Klospülung ziehen. Sie sehen, wer uns besucht und wann und ob plötzlich ein fremdes Auto über Nacht in der Nähe steht. Es ist eine Stellung die Macht verschafft. Soziale Kontrolle ist seit jeher ein zentrales Element des Nebeneinanderwohnens, die Sorge, "was werden die Nachbarn denken?", vermutlich so alt wie die älteste Siedlung." 

 Der KUNSTBEZIRK ist soziologisch betrachtet angesiedelt in einer urban höchst spannungsreichen Umgebung zwischen den Polen Musik und Bildender Kunst, Rotlicht und Blaulicht, Solidarität und Dekadenz, Bürgertum und Prekariat, Slow-Food und Fast-Food, Höllenverkehr und Ruhepool, Horizontalem Gewerbe und Kunstgewerbe, Sehnsucht und Erfüllung, Tradition und Moderne, Regionalität und Internationalität oder um es letztendlich auf den Punkt zu bringen: zwischen Bildung und Vergnügen.

In unserer Ausstellung geht es aber noch darüber hinaus; vor allem, um die Beziehung von nachbarschaftlichen Raumdefinitionen auf unterschiedlichen Ebenen.

 Die hier gezeigten Arbeiten und Installationen bewegen sich somit einerseits auf der Metaebene des Raumbegriffs, untersuchen aber andererseits auch konkret die nachbarschaftlichen Raumverhältnisse zwischen dem gesamten Gustav-Siegle-Haus und dessen Umgebung, sowie ganz speziell auch die persönlichen Standpunkte in der Galerie KUNSTBEZIRK selbst.

 Unter den etlichen Einsendungen, hat die Jury folgende 8 Künstler bzw. Künstlergruppen ausgewählt:


Karl-Heinz Bogner

Rahmen ohne Ende

Karl-Heinz Bogner, dessen Arbeit Sie im mittleren Durchgang der Galerie sehen, studierte Architektur und Design an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart, hat seit 1991 etliche Ausstellungsbeteiligungen und seit 2009 Lehrtätigkeiten an der Hochschule Darmstadt sowie der ABK-Stuttgart inne.

 

Zentrales Thema seiner Arbeit ist der Umgang mit dem Raum an sich, beziehungsweise die Auseinandersetzung mit der Präferenz von Raum als fundamentalem Orientierungs- und Grundlagengegenstand. Bei seinen Modellen und Architekturinstallationen, die er selbst "als gebaute Zeichnung" beschreibt, erhält der Besucher als Betrachter die Möglichkeit in die Bilder selbst einzutreten und wird damit selbst auch ein Bestandteil der Arbeit.

 In dem hier aufgebauten Raumelement mit dem schlichten  Titel "Architekturinstallation", das Sie im Durchgang als schwarze Umrahmung sehen, erschafft er sozusagen einen zusätzlichen Parallelraum. 

 Damit thematisiert er einerseits den Bezug zu den räumlichen Gegebenheiten des KUNSTBEZIRKS, andererseits untersucht er aber auch das Verhältnis von Modell (hier im Maßstab 1:20) und Realisation an sich, wobei er in der Umsetzung doch immer Wert darauf legt, dass sie als Vorstufe und offene Inspirationsquelle, weitere Impulse für eine architektonisches Endprodukt liefern kann. 

 Nachbarschaftlich stehen Entwurf und Realisierung vergleichbar nebeneinander und ebenso, die gegebene Konstruktion des Ausstellungsraums KUNSTBEZIRK und Karl-Heinz Bogens Teilfragment als Modell.

Uta Hennemeier

Die Nähe zum Rotlichtviertel
Zeichen und Wort

Uta Hennemeier absolvierte ein Grafikdesignstudium in München und war als Texterin & Grafikerin in verschiedenen Werbeagenturen in München, Frankfurt und Stuttgart tätig. Seit 2006 arbeitet sie als freie Grafikdesignerin und nahm im Jahr 2007 zusätzlich ein Kunststudium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart auf. 

 In einem Teil ihrer beiden hier gezeigten Arbeiten, ganz hinten im anderen Raumabschnitt an der Wand, geht sie auf der Zeitachse der Geschichte des Ortes hier bis ins Jahr 1799 zurück und nimmt in ihrer Wandinstallation Bezug zum ehemaligen Leonhards-Friedhof, der sich hier unter uns befand. 

 Erinnern soll dieser eine Teil der Arbeit an die Toten, die den Lebenden weichen mussten: Glühbirnen die nicht mehr leuchten, hängen an Galgen vor den Kreuzen, die scheinbar in hellweiss angedeuteten Lichtkegeln verschwinden.

 In ihrer zweiten Arbeit, die links daneben platziert ist, nimmt sie Gustav Courbets bekanntes Werk "Der Ursprung der Welt" aus dem Jahre 1866 als Ausgangsbasis und spannt somit eindrucksvoll den Bogen zum nachbarschaftlichen "Rotlichtbezirk" (der bei Gründung der Galerie hier, auch zur Namensgebung des KUNSTBEZIRKs inspirierte).

 Auf Gustave Courbets Gemälde, ist die Nahsicht eines weiblichen Genitalbereiches einer liegenden, nackten Frau (die Mätresse des damaligen Auftraggebers!), mit gespreizten Schenkeln, zu sehen. Der Rest des Körpers ist, mit Ausnahme des Bauches und der Brust, nicht abgebildet. 

 In Uta Hennemeiers Umsetzung ist ein mehrzeilger Text über Prostitution in exakt der identischen Form dieses weiblichen Genitalbereiches aus Courbets Bild dargestellt: sie nimmt damit zentralen Bezug zum nachbarschaftlichen Gewerbe ein und thematisiert an Ort und Stelle sozusagen den allseits bekannten Aspekt des Zusammenhangs zwischen "horizontalem Gewerbe und Bildender Kunst" neu, der uns spätestens seit Toulouse Lautrecs Grafiken des Moulin-Rouge-Viertels in Paris geläufig ist und mit dem gegenwärtigen Zuzug bekannter Galerien in Nachbarschaft des "Rotlichtgebietes" um die Kurfürstenstrasse in Berlin, sein aktuelles Beispiel findet.

 

Gabriel Hensche

Die Kandidaten diskutieren

 Gabriel Hensche studiert seit 2009 an der Kunstakademie Stuttgart bei dem Performancekünstler Christian Jankowski und realisiert seine künstlerischen Arbeiten hauptsächlich in den Medien, Performance, Sprache und Video. 

 Ausgangspunkt der hier gezeigten Arbeit ist eine performativ-inszenierte Gesprächschoreographie in 5 Akten mit fünf  Teilnehmer.

 Während der vom VBKW initiierten Fragerunde vergangenen Dienstag an 5 Oberbürgermeisterkandidaten intervenierte er, indem jeder der Podiumsgäste während des zweistündigen Gesprächs, einen zeitlich selbst bestimmten Platzwechsel vollziehen konnte. So entwickelte sich ein Wechselspiel zwischen einzelnen Redebeiträgen und dem gemeinsamen Platzwechsel. Die jeweils neue Zusammensetzung der Podiumsgäste organisierte die Anordnung im Raum neu und steigerte dadurch die Präsenz. Durch die Wiederholung der gemeinsamen Handlung entstand ein Rhythmus, der den Zeitablauf des Podiumsgesprächs strukturierte. 

 Alle Beteiligten wurden vorab über dieses Vorhaben informiert, sie stimmten auch alle den Spielregeln zu, die hier an der Wand skizzenhaft beschrieben sind.

 Der gesamte Vorgang wurde mit einer feststehenden Kamera aufgezeichnet und ist auf dem Bildschirm während der gesamten Ausstellungslaufzeit zu sehen.

 Diese Arbeit ist sozusagen in nachbarschaftlicher Allianz von Kunst und Politik entstanden, wobei die performative Intervention das Potential hatte, die Ordnung und Standpunkte der Podiumsgäste neu in Frage zu stellen. 

 Auch der Philosoph Walter Benjamin sah in der Unterbrechung von Abläufen eine intensivere Möglichkeit der Reflexion.

 Durch das "chorische Aufstehen" (für den Künstler entstand somit im übertragenen Sinne auch ein "Bürger-Körper") wurde zusätzlich ein nachbarschaftlich-gemeinsamer Vorgang vollzogen, der mit den individuellen Standpunkten der Redner korrespondierte. 

 Schon Friedrich Schiller hatte die Macht der antiken Tragödie mit der Einführung des Chores folgendermaßen beschrieben:  "Die sinnlich mächtige Masse, welche durch ausfüllende Gegenwart den Sinnen imponiert, entsteht aus der "sinnlichen Macht des Rhythmus".

 

Renate Scherg

Strukturen

Ähnlich wie Karl-Heinz Bogner, ließ sich Renate Scherg auch von der geometrisch-rhythmischen Anordnung der Zwischenwände und Säulen mit der segmenthaften Auf- und Einteilung des KUNSBEZKSraums inspirieren, um ihre konstruktiven Linien, die sie in der vorderen Koje rechts sehen, dynamisch ziehen zu können. 

 

Renate Scherg lernte ihr malerisches und zeichnerisches Handwerk bei verschiedenen Künstlern und thematisiert in ihrer künstlerischen Arbeit "Raum" sowohl im konkreten, als auch übertragenen Sinne. Die Auseinandersetzungen mit und in Räumen, das Eingehen auf räumliche Gegebenheiten, wie Flächen, Formen, Winkel, Linien, ergeben bei ihren Umsetzungen klare und linear geprägte Bilder.

In der Wandzeichnung "Extension" erzeugen mit Klebeband gezogene Linien den Eindruck geschachtelter Kuben, die aus einem chaotisch beengten Zentrum sich nach außen und zur gegenüberliegenden Wand hin entfalten, beruhigen, ordnen und in die geklärte Grundform des Quadrats bzw. Würfels münden.

 

Durch ihre dynamisierenden Klebebänder auf Wand und Boden auf den quadratischen Flächen des KUNSTBEZIRKS, hinterfragt sie gewöhnliche Sehgewohnheiten und bietet in einer weiteren Dimension auch konkrete Reflexionsmöglichkeit vor Ort, um über das aus der Wissenschaft bekannte nachbarschaftliche Verhältnisses von Raum und Zeit neu nachdenken zu können.

Gabriele Schweizers

Irdisch Außerirdisch GERÄUSCHE

 Gabriele Schweizers Installation in der "blackbox" (im dritten Raumsegment nebenan) mit dem Titel „Schallstills Gustav-Siegle-Haus – 6. Juni 2012“ beschäftigt sich, wie der Titel es verrät, akustisch mit einem einzigen Tag in und um den KUNSTBEZIRK herum.

 An besagtem Tag, untersuchte Gabriele Schweitzer, die an der FHG Pforzheim und der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart studierte, mit ihrem MP3-Aufnahmegerät nacheinander alle drei Institutionen im Haus: morgens die Philharmoniker im großen Saal bei einer Probe, am Nachmittag Jazzproben im BIX, dann den KUNSTBEZIRK und schließlich nachts den Außenbereich. 

 

Diese Aufnahmen, wurden mit einem Visualisierungsprogramm bearbeitet, wobei die dabei entstandenen und verdichteten Bilder, die Grundlage für die drei Klangskulpturen nebenan bildeten.

 Es sind somit also individuelle Objekte und Klänge, an einem spezifischen Ort in einer einmaligen Situation entstanden.

 Aufgenommener verdichteter Schall eines Tages aus der nachbarschaftlichen Umgebung innerhalb und außerhalb des Gustav-Siegle-Hauses erzeugt eine ganz spezifische und synnergetische Klanginformation, die in 3 Klangskulpturen hörbar zum Ausdruck kommt.

 Hören Sie genau hin, welche Sounds die einzelnen Institutionen im Haus akustisch repräsentieren: Sie werden es sicher herausbekommen!

Wolfgang Scherrieble und Claus Staudt

Erinnert an den Sturm auf die Bastille
Hier kann jeder einer Rede halten + soll es auch
Sturm auf die Barrikaden
Kuckuck

Wolfgang Scherriebles und Claus Staudts Rauminszenierung mit dem Titel

“das 1 : 1 spätkapitalistische endzeitluserperformer gsh sozpädmodell” 

ist die Weiterentwicklung einer früheren Arbeit, die individuelle Situationen soziologisch in unserem politischen System auf visionäre Art untersuchte. Diese war letztes Jahr im Bahnwärterhaus Esslingen innerhalb der Ausstellung "switch" zu erleben.

Anders als damals, beziehen sie sich jetzt aber konkret auf ausgesuchte Aspekte der Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft und Nachbarschaft des Gustav-Siegle-Hauses. 

 

Ihre hier geschaffene Rauminszenierung im hinteren Teil, besteht aus Sofa, Teppich, Rednerpult, weiteren Untensilien und den liebevoll arrangierten Miniaturdioramen oder Aquarien, die wie kleine Bühnenbilder wirken und den Besucher an- und vielleicht sogar auch aufregen sollen. 

 “Wir sind die Kunst!”unter dieser Maxime fordern Scherieble & Staudt nun alle Interessierten auf, nicht einfach nur zu schauen, sondern selbst interaktiver Teil der Installation zu werden, indem am Rednerpult nebenan innerhalb der Ausstellungslaufzeit jeder Besucher etwas vortragen kann. Eine Liste mit samstäglichen Terminen zum Eintragen liegt am Tresen und Rednerpult für Sie aus: nur Mut also!

 Wolfgang Scherrieble und Claus Staudt studierten zwischen 1974 - 1983 an der staatliche Akademie der bildenden Künste Stuttgart bei den Professoren Seemann, Hrdlicka und Hoflehner. Beide arbeiten einzeln mit unterschiedlichen Medien, gemeinsam aber vorwiegend installativ. Beide haben beruflich mit dem Bereich der Darstellenden Kunst, sprich dem Theater, zu tun. 

 So bietet die Nachbarschaft der beiden Disziplinen Bildende Kunst und Darstellende Kunst die optimale Voraussetzung, um in der hier geschaffenen Installation zusätzlich auch das nachbarschaftliche Verhältnis zwischen "kleinen und großen Inszenierungen" untersuchen zu können.

Die Ecke des  KUNSTBEZIRKS fungiert somit während der Ausstellungszeit als kreative nachbarschaftliche Begegnungsstätte und kann wie eine Art Generator für die Ideenwerkstatt von Joseph Beuys` "Sozialer Plastik" angesehen werden.

 

Julia Wenz

Standpunkte aller Art.
Wer legt die Messlatte an?
Messpunkte.

 Julia Wenz nimmt als Ausgangspunkt Ihrer hier überall im gesamten Ausstellungsraum zu entdeckenden künstlerischen Maß- und Markierungsarbeiten konkreten Bezug zum Namen und Begriff KUNSTBEZIRK, wobei ihre Arbeit kartografisch inspiriert ist, denn der Begriff "Bezirk" kommt von der Mittelhochdeutschen Endung "zirc" was im Lateinischen Circulus, sprich Kreis bedeutet und ein genauer definiertes und abgegrenztes Gebiet bezeichnet.

 

Die weitere Definition und Überblickskarte mit Legende aller hier verwendeten Bezugssysteme, finden Sie hier links an der Wand in der Mitte des Raumes.

Julia Wenz studierte Freie Kunst an der Kunstakademie Stuttgart und Visuelle Kommunikation an der Fachhochschule Düsseldorf

 Die Künstlerin bespielt den ganzen KUNSTBEZIRK: innerhalb des "White Cubes" finden Sie an Wänden, Decken und Böden angebrachte Maßeinheiten, mit denen sie nicht nur die räumlichen Gegebenheiten des KUNSTBEZIRKS individuell vermisst und Bezüge zwischen den Exponaten herstellt, sondern der Mensch bzw. Ausstellungsbesucher selbst kommt auch unter ihre Messlatte und hat die Möglichkeit, sich am Eingangsbereich selbst vermessen und verorten zu lassen. 

Die von ihrer ursprünglichen Bedeutung entledigten Markierungen, Maßstäbe, Messlatten und Kompasse, nehmen direkten Bezug zu den sich in der unmittelbaren Nachbarschaft befindenden Kunstwerken.

 Jeweils eine Markierungen durften die Künstler nach Befragung von Julia Wenz selbst setzen, indem sie den optimalen "Besucher-Betrachterstandpunkt" aus ihrer Sicht festlegten: hier wird also partizipativ das Verhältnis des tatsächlichen Besucherstandpunkts zum Künstlerstandpunkt untersucht.

 Die Arbeit ZIRC bringt sozusagen auf einer Metaebaene alle hier gezeigten Arbeiten nachbarschaftlich zusammen, sorgt durch die vermeintlich neutrale Anmutung für Verflechtungen zwischen allen Beiträgen, stellt aber letztendlich auch beeindruckend unsere gewohnten Bezugssysteme in Frage.

 

Xin-Yi Zhou

Hereinspaziert!

Durch Xin-Yi Zhous Rauminstallation am Eingangsbereich vorne sind Sie bestimmt vorhin schon durchspaziert als Sie kamen. Diese tunnelartige und spiralförmige Raumkreation aus bedruckter LKW-Plane stellt eine unspezifische Stadtlandschaft dar. Dabei wirkend die Abbildungen auf den Bahnen der Installation wie ein architektonisches Modell. Ineinander stark verschachtelte geometrische Formen in verschiedenen Größen und Schattierungen erwecken die Assoziation von einem nur in Umrissen gestalteten Häuser- und Straßenlabyrinth.  Flankiert werden diese Silhouetten von akustisch aufgeschnappte Textfragmenten aus "urbanen Momentaufnahmen", zusammengestellt von Tina Saum.

 Dieser eher kalten und gleichförmig-wirkenden modernen "Oberflächen-Glas-Architektur", stellt sie fragmentarisch an Wand und Boden konkrete Impressionen aus der nachbarschaftlichen Umgebung des Gustav-Siegle-Hauses gegenüber, die persönlich aufgeschnappte Eindrücke und Motive wie "Die Madonnenstatue" vor der Leonhardskirche, die "Pils Bar" in der Leonhardstraße, den "Gulideckel und Mülleimer" vor dem Haus, sowie die "Straßenbeleuchtung des Charlottenplatzes" zeigen: 

 Sie holt damit Fragmente des Außenraums aus der unmittelbaren Nachbarschaft in den KUNSTBEZIRK hinein!

 

Xin-Yi Zhou studierte Design in Taiwan und Architektur in Taiwan und Stuttgart. Sie arbeitet seit 1999 als Architektin und seit 2008 auch als Künstlerin.

Ihr künstlerisches Schaffen wirft die notwendigen Fragen auf: ist ein bedeutungsloses und absichtsloses Wahrnehmen möglich? 

 Wie kann Alltägliches sichtbar werden? 

 Wie wird Unverstandenes und Unbekanntes gesehen und wird es überhaupt gesehen und in welchem nachbarschaftlichen Verhältnis stehen Objekte und Dinge der urbanen Umgebung.

 © Marcus Kettel, 2012

Die Kandidaten stellten sich vor

Lebhafte Fragen bei guter Stimmung.

Am 25.09.12 fand eine spannende Veranstaltung statt, bei der die Oberbürgermeister-Kandidaten Rede und Antwort zum Thema "Kunst und Kultur" standen.

Zugegen waren folgende Bewerber:

 

  • Harald Hermann
  • Jens Loewe
  • Hannes Rockenbauch
  • Sebastian Turner
  • Bettina Wilhelm.

 

Die Vorsitzende des VBKW, Jutta Stoerl Strienz, führt in die Veranstaltung ein.

Dr. Susanne Lüdtke, Journalistin und Kunsthistorikerin brachte die Fragerunde in Schwung.

Und was bemerkenswert war: Die Kandidaten waren bereit, an einer Performance von Gabriel Hensche mitzuwirken. In erratischen Abständen standen sie auf und wechselten die Plätze, was erst für Verwunderung, dann für Erheiterung beim zahlreich erschienenen Publikum sorgte.

Inhaltlich dürften die Erklärungen der Kandidaten manchen die Qual der Wahl erleichtert haben. Die Kandidaten nahmen kein Blatt vor den Mund, sondern sprachen Klartext. Das war gut.