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Waterworld

8. Februar – 22. März 2025

Waterworld

8. Februar – 22. März 2025

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8. Februar – 22. März 2025

Waterworld

8. Februar – 22. März 2025

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8. Februar – 22. März 2025

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8. Februar – 22. März 2025

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8. Februar – 22. März 2025

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8. Februar – 22. März 2025

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8. Februar – 22. März 2025

Waterworld

8. Februar – 22. März 2025

Fotos: Tobias Ruppert

Waterworld Gudrun Knapp - oT

© Abbildung/Foto: Gudrun Knapp

Waterworld

eine Ausstellung des Kontur-Kunstverein Stuttgart e. V.

8. Februar – 22. März 2025

Eröffnung Freitag, 7. Februar 2025, 19 Uhr

Einführung: Clemens Ottnad

 

 Achtung! Neu!: Kuratorenführung am Freitag, 7. März 2025 um 18 Uhr

Wasser ist Lebensgrundlage der Menschheit und seit jeher ein unendlicher Quell der Inspiration. Mit einem breiten Spektrum unterschiedlicher künstlerischer Techniken erkundet die Ausstellung „Waterworld“ Dimensionen, Ästhetik und Faszination von Wasser. 

17 Künstlerinnen und Künstler beleuchten dessen Schönheit und Fragilität in seinen verschiedenen Wirkungen und Aggregatzuständen.

Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler: 

Volker Blumkowski, Stuttgart/Paris

Klaudia Dietewich, Stuttgart

Uwe Ditz, Stuttgart

Barbara Karsch-Chaïeb, Stuttgart

Frank Paul Kistner, Stuttgart

Gudrun Knapp, Stuttgart

Michael Luz, Stuttgart

Susanna Messerschmidt, Stuttgart

Dein Klub (Oberwelt), Stuttgart

Julia Ochs, Stuttgart

Birgit Rehfeldt, Ostfildern

Brigitte Schwacke, München

Daniel Sigloch, Stuttgart

Margot Witte, Karlsruhe

Kim Yeongjae, Seoul, Korea

Andrea Zaumseil, Berlin

Stephan Zirwes, Stuttgart 

Waterworld

Einführung von Clemens Ottnad

Volker Blumkowski, Klaudia Dietewich, Uwe Ditz, Barbara Karsch-Chaieb, Kim Yeong Jae, Frank Paul Kistner, Gudrun Knapp, Michael Luz, Susanna Messerschmidt, Julia Ochs, Birgit Rehfeldt, Brigitte Schwacke, Daniel Sigloch, Margot Witte, WOTØRWOERLD (Peter Haury), Andrea Zaumseil, Stephan Zirwes

Kunstbezirk – Galerie im Gustav-Siegle-Haus Stuttgart 8. 2. – 22. 3. 2025

Eröffnung der Ausstellung am Freitag, 7. Februar 2025, 19.00 Uhr

 

In ihren wildesten Träumen hätten Kevin Kostner und der Regisseur Kevin Reynolds sich das nicht träumen lassen, dass ihre 1995 abgedrehte Action-Apokalypse Waterworld dereinst namensgebend für eine Ausstellung aktueller bildender Kunst ausgerechnet im Stuttgarter Kunstbezirk werden würde. Vor 30 Jahren angeblich der bis dahin teuerste Kinofilm aller Zeiten, muss die hiesige Präsentation der in der Ausstellung vertretenen 17 Positionen von „Wasserwelten“ ganz unterschiedlicher bildnerischer Auffassung mit zugegebenermaßen deutlich bescheideneren Mitteln auskommen. Im Gegensatz aber zu den sich multimedial übertrumpfenden Special Effects des Hollywood-Streifens – nervenaufreibend schnell, schrill, laut und knallbummbäng! – stimmen die hier gezeigten Arbeiten zunächst andere, meist leisere Töne an, ohne deswegen weniger eindrucksvoll zu sein. In tieferen Schichten unter Schnee und Eis kaum vernehmlich verborgen, am Himmel ziehende Wolkenformationen lautlos zusammengeballt, erst noch stumm unterseeische Meeresungeheuer oder als Tropfenkaskaden still über unsere Köpfe herabperlende Wasserfälle sind es wesentlich vielstimmigere, prägnanter ausdifferenzierte Nuancen, die der einfühlsam versierten Wahrnehmungsgabe von Künstler*innen geschuldet sind: einem Raunen und Rieseln, Glucksen und Sprudeln, Fließen und Schmelzen, einem Anbranden und Gischten, das Brausen und Rauschen der Bilder in jedem Fall vermittelnd.

 

Die Visualisierung dieser so heterogenen Eindrücke erfolgt dabei in den künstlerischen Ausdruckmedien von Fotografie und Film, Malerei, Zeichnung und druckgrafischen Verfahren, mit skulpturalen Objekten und anhand von raumgreifenden Installationen. Nirgends stehen allerdings vordergründige Umsetzungen von Thema, Motiv oder Genre im Fokus, kein maritimes Landschaftsidyll etwa, Zufallsfunde verglitzernder Lichtreflexionen von Wasseroberflächen oder dergleichen. Vielmehr sind die Besucher*innen der Ausstellung gehalten, im wörtlichen Sinne tiefer in die fluide Materie einzutauchen, um sich den von den Künstler*innen je spezifisch eingenommenen Standpunkten und verwandten Vorgehensweisen sukzessive anzunähern.

 

Längst ist den Meisten von uns – lassen wir die sogenannten alternativen Wahrheiten einmal beiseite – vollkommen klar, dass die lebensbedrohliche Erderwärmung, der Anstieg der Meeresspiegel, die abschmelzenden Polkappen, die allumfassende Zerstörung natürlicher Lebensräume keinesfalls mehr ein Science Fiction-Szenario wie im vorgenannten Film darstellen. Schon beim Aufdrehen nur des heimischen Wasserhahns müsste uns stattdessen die Endlichkeit biologischer Ressourcen aufgehen oder jene exemplarisch in Melvilles Moby Dick bereits 1851 geschilderten Ambivalenzen in den Sinn kommen, zwischen Schönheit und Schrecken, von Faszination und Abwehr all der weißen Wasser, der weißen Himmel, der unergründlichen Tiefen der Natur im Verhältnis zu menschlichem Tun und Sein.

 

So gleicht denn auch der Sehgang (Sehgang mit „h“) durch die Ausstellung einem beständigen Auf und Ab und Hin und Her individueller Empfindensqualitäten und verschiedener Erfahrungsbereiche. Von der konkreten Naturlandschaft losgelöst muten sparsame, schwarze Lineamente über schneeigen Wasseroberflächen (von Fotografien) wie flüchtige Kohlezeichnungen an, von den Gezeiten kurzfristig freigelegte Sanduntergründe gleichsam bizarre Felsformationen eines überalpinen Gebirges, in unwirklicher Farbigkeit aufbrechende Firmamente wie wenn sich kurzerhand ein Tiepolo-Fresko selbständig gemacht hätte, um uns wolkenwasserreich am Abendhimmel zu erscheinen, wo wir doch im selben Moment versuchen, das Bisschen der uns verbliebenen Gletscherausläufer mehr oder weniger hilflos in Plastikplanen bewahren zu wollen. An anderer Orten mutieren die multiplen Überlagerungen von Horizontstreifen zu abstrakten Farbkompositionen, aus der Vogelschau oder unter Wasser festgehaltener Impressionen zu einem arktischantarktischen Informel, die hintereinander gestaffelten Gläser mit den unserem digitalen Zeitalter geschuldeten Punktierungen (mit Siebdruck) nur noch die vage Illusion naturbelassener Atmosphäre.

 

Umgekehrt sind zeichnerische Positionen in der Zusammenschau nicht weniger mit der Unendlichkeit befasst, als uns feinpulvrige Schwärzen in einen selbstmächtigen Linienschlund hineinzusaugen drohen, in ein „unbetretbares Land“ sozusagen, irgendwo zwischen Kap Tenaro, Ushuaia oder einem der vielen anderen Enden dieser Welt gelegen, eiskristallene Seismogramme die Aufzeichnung persönlicher Geschichte wie die Sedimente von Millarden Jahre alter Erdhistorie zugleich, während in einem tristgrisaillen Interieur der eifrig vor sich hinpinselnde Maler geschäftig bemüht ist, Holzleisten anzustreichen, wo doch das riesenhafte Wandpanorama hinter ihm den Blick dort nach draußen freigibt, auf ein höchst dramatisch gewitterverhangenes Gestade, Traum und Wirklichkeit am Meer ganz nah beieinander.

 

Sollte sich also auch noch das kleine Fischfräulein aus ihrem Plexiglas-Aquarium freischwimmen wollen und nicht den im amtlichen Bezirksozean auflauernden, Gifttentakeln aus verführerisch glänzendem Latex anheimfallen, hätte sie durchaus die Chance – like a sparkling downfall – mutig den maschendrahtigen Wasserfall hinabzustürzen. Tauchte sie daraus schließlich unversehrt wieder auf, gönnten wir ihr von Herzen eher Quell- als Quälwasser – von Heilwassern und anderen gesundenden Flüssigkeiten einmal ganz abgesehen –, um den gewiss durch diese Ausstellung ausgelösten Wissens- und Augendurst zu löschen.

 

Der britische Schriftsteller und im 2. Weltkrieg Agent der SOE Special Operations Executive Patrick Leigh Fermor (1915–2011) brach im Jahr 1933 zu einer Wanderung von England nach Konstantinopel auf. Auf die in diesem Zusammenhang gemachten Erfahrungen gehen seine sehr viel später veröffentlichten Reiseberichte Die Zeit der Gaben (1977) und Zwischen Wäldern und Wasser (1986) zurück. Während der Umseglung der Mani-Halbinsel (entlang der Peloponnesküste) schwamm er in den 1950-er Jahren auch in die dort nur vom Meer aus zugängliche Höhle am bereits erwähnten Kap Tenaro (oder Kap Matapan genannt) hinein, das in der klassisch griechischen Mythologie bekanntermaßen als eben ein solches Ende der Welt galt.

 

Unabhängig nun davon, welches Ende der Welt – insbesondere der heute Anlass gebenden Waterworld , was für eine Welt! – wir denn nun persönlich bevorzugen mögen, erscheint die von ihm seinerzeit geschilderte Form einer Apokalypse immerhin durch und durch verheißungsvoll: „Die Luft war dunkel, doch unter der Oberfläche schimmerte das Wasser in einem magisch leuchtenden Blau, und mit einer einzigen Hand- oder Fußbewegung konnte ich schimmernde Säulen von phosphoreszierenden Bläschen erzeugen. Es war, ganz anders als erwartet, kein bisschen unheimlich, sondern bis auf die Kälte des Wassers, das nie ein Sonnenstrahl erreicht, still und friedlich und wunderschön. Durch das Licht, das unter Wasser vom fernen Höhleneingang ins Innere strömt, hat es den Anschein, als schwimme ein Eindringling, der von [dieser] phosphoreszierenden Hülle umgeben in die kühle Tiefe hinabtaucht, mitten im Herzen eines riesigen Saphirs.“ (Patrick Leigh Fermor, Mani, 1958)

 

Clemens Ottnad M. A., Kunsthistoriker, Stuttgart

Geschäftsführer des Künstlerbundes Baden-Württemberg